Trittenheimer

Weingeschichte(n) Unser Projekt „Aus der Zeit gefallen“

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Weingeschichte(n) Unser Projekt „Aus der Zeit gefallen“

Woran liegt es, dass Moselweine aus den 40er 50er 60er des vergangenen Jahrhunderts immer noch
genießbar sein können und teilweise über erstaunliche „Frische“ verfügen? Eine Frage, die ich mit meinem
Azubi oft diskutiert habe. Wir wollten es genau wissen und einen Wein herstellen wie vor 100 Jahren.
Unser Projekt „Aus der Zeit gefallen“ begann.

Das Wissen darüber habe ich noch von meinem Vater und meinem Großvater. Zuerst restaurierten wir
alte Gerätschaften wie die uralte Traubenmühle meines Großvaters aus Schweich die noch mit großem
Handrad betrieben wird. Dann eine alte „Hollmann“ Druckwerkkelter mit Holzkorb und stehender
Spindel.

Natürlich sollte es Riesling sein. Der passende Weinberg drängte sich geradezu auf, eine alte wurzelechte
Parzelle in bester Lage der Trittenheimer Apotheke. Angepflanzt in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts.

Am 17. Oktober 2024 war es so weit: Bei perfektem Lesewetter starteten wir frühmorgens mit der Ernte.
Goldgelbe reife und teilweise überreifen Rieslingtrauben wurden säuberlich ausgelesen und einzeln
selektiert. Jede Hotte Trauben wurde bereits im Weinberg in die Mühle gekippt und vermaischt. Am späten
Nachmittag wurden die eingemaischten Trauben dann auf die alte Kelter gebracht und schonend ohne
weitere Bewegung mit reiner Muskelkraft abgepresst. Der bernsteinfarbene Saft lief ohne Vorklärung in
den Keller in eins unserer original Fuderfässer in denen schon mein Vater seine Rieslinge ausbaute.
Nach einigen Tagen setzte die Gärung ein, spontan, mit den eigenen Hefen wie wir es heute noch mit
nahezu allen unserer Rieslinge aus den Steillagen machen. Nach der Gärung wurde spundvoll gehalten und
der Wein blieb bis Juli auf der Vollhefe liegen. Dann wurde er zum ersten Mal bewegt, geschwefelt und
über einen Filter abgezogen.

Natürlich sind der Azubi und ich der Meinung, dass der Wein unsere Erwartungen sowohl hinsichtlich
seines Geschmacks wie auch seiner Qualität mehr als übertroffen hat – ist ja schließlich unser Kind.
Die eigenen sind eh die besten ... Spaß beiseite: Jeder, der ihn bis jetzt probiert hat, ist begeistert.

Bei Namen, Flasche und Etikett haben wir uns für ein minimalistisches Etikett, das in seiner der
Gestaltung den Etiketten der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts nahekommt, entschieden.
Auch die Flasche erinnert in Form und Farbe an die alte Moselwein-Schlegelflasche.
 

Bernhard Werner, Leiwen im Juli 2025